Erlaubt ihr mir, euch trotz meines Blognamens eine kleine Weltreise innerhalb Hamburgs vorzustellen?
Falls euch der Begriff MiWuLa neu ist, geht es euch genau wie mir. Oder besser gesagt, jetzt weiß ich, was er bedeutet, denn ich bin selbst durchs MiWuLa gereist! Mein Reiseführer Hamburg behauptet, die Sehenswürdigkeit sei hauptsächlich für Kinder, wahlweise Eisenbahnfans attraktiv – ich behaupte das Gegenteil. Ich bin beides nicht (mehr), trotzdem kann ich mich ohne Langeweile ungefähr drei Stunden darin verlieren.
MiWuLa ist ein Akronym und steht für Miniatur Wunderland.
Es handelt sich dabei um die größte Modelleisenbahnanlage der Welt mit mehr als 13 Kilometern Gleisen auf 1300 m². Klingt erstmal nach Nischenthema, aber weit gefehlt. Die über 1 Million Besucher in den letzten 14 Jahren können nicht irren. Und außerdem habe ich mich selbst davon überzeugt.
Das Miniatur Wunderland befindet sich in der Speicherstadt in Hamburg. In mehreren Bauabschnitten erschufen die enthusiastischen Architekten in jahrelanger Kleinarbeit zunächst deutsche und österreichische Landschaften, später kamen die USA und andere europäische Länder hinzu. Ihr seht also, dass man tatsächlich Ausschnitte der großen weiten Welt entdeckt, wenn auch in Miniaturgröße.
Allein der Themenbereich „USA“ zeigt dominant das Zockerparadies Las Vegas, daneben die Florida Keys, den Yosemite Nationalpark, den Grand Canyon und Cape Canaveral. Wo nebenbei bemerkt eine Rakete auf Knopfdruck startet. Habe ich ausgiebig veranlasst.
Nicht minder spektakulär ist die nachgebaute Hansestadt selbst: Vor dem Stadion des HSV liegen Fans mit der Polizei im Clinch, in der neuen Elbphilharmonie zeigt gerade ein Konzert, in der Speicherstadt sieht man durch die Fenster eine Miniatur-Miniatur-Eisenbahn fahren.
Ich fühle mich zurück versetzt in Kindheitstage und freue mich an der schieren Größe der Anlage.
Gleichzeitig freut sich die Erwachsene in mir an all den fein plazierten Details. Da entdecke ich das Pärchen, welches in einem nahezu toten Winkel die Hüllen fallen lässt. Da sind die klitzekleinen eingebauten Fehler, wenn plötzlich ein Elefant in den Alpen zwischen den Bäumen auftaucht. Oder wenn neben mehreren Nonnen einfach ein paar Pinguine spazieren gehen. Da sind die Sirenen, die ertönen, wenn die Feuerwehr ausrückt und auch die Punker, die abseits bei einem Dorffest stehen.
Mit Inbrunst und Begeisterung drücke ich die vielen Knöpfchen.
Sie veranlassen, dass sich auf der Anlage etwas in Bewegung setzt. Ich starte damit die „Wilde Maus“ im Freizeitpark, initiiere einen Schokoladenverpackungsprozess, der mir eine echte Lindt-Schoki auswirft, lasse Häuser flackernd abbrennen und einen Offshore-Windpark rotieren.
Plötzlich höre ich Startgeräusche eines Flugzeuges. Und siehe da! Im nächsten Abschnitt wartet ein riesiger Flughafen auf mich. Die Maschinen rollen über die Startbahn und gehen in Position. Nach einigen Augenblicken beschleunigen sie mit Getöse und heben schließlich ab. Zwischen den Maschinen fahren Passagierbusse und Laster ihre für mich nicht durchschaubaren Runden. Alles wird aus einer riesigen Steuerzentrale koordiniert, die mit mehreren (echten) Menschen besetzt ist.
Alle 10 Minuten wird es Nacht im Miniatur Wunderland. Die Deckenlampen werden gedimmt, bis eine Mondscheinatmosphäre herrscht. All die kleinen eingebauten Lämpchen beginnen zu leuchten, bei den Scheinwerfern der umherfahrenden Autos angefangen bis zu den einzelnen Fenstern. Auf der Wiese eines Festivals erglimmen die Zelte nach und nach in den unterschiedlichen Farben. Ich sehe vor meinem inneren Auge, wie die Zeltbewohner in ihre Schlafsäcke kriechen und es sich gemütlich machen. Nach einigen Minuten dämmert es und es wird wieder hell; ein neuer Tag beginnt, zum Beispiel in Knuffingen. Das ist der Name der fiktiven Stadt, die hier nachgebaut ist.
Hintergrund-Infos:
Das Miniatur Wunderland hat jeden Tag geöffnet, mindestens von 9.30 Uhr bis 18 Uhr. Allerdings lohnt es sich, auf der Homepage die genauen Zeiten zu checken, denn manchmal hat man auch mehr Zeit. Der Eintritt kostet für Erwachsene 13 Euro (ermäßigt 9 Euro), für Kinder unter 16 Jahren 6,50 Euro. Kinder unter einem Meter sind frei.
Meine Empfehlung: Seid im Bezug auf den Besuch des Wunderlandes zeitlich flexibel und schaut euch auf der Homepage die aktuellen Wartezeiten an. So könnt ihr abschätzen, wann ihr am besten hingeht. Wenn es nicht so voll ist, könnt ihr in aller Ruhe alles bestaunen.
Für Kinder: All die schönen Knöpchen drücken, bevor es die Erwachsenen machen. Und schauen, was passiert.
Für Erwachsene: Die „Fehler“ im Thema suchen. Und die Vitrinen der Parteien des Bundestages anschauen – sie durften hier ihre eigene Utopie designen.
Kennt ihr das Miniatur Wunderland?
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