Südlicher Kungsleden, Mittelschweden, im Juli mit Rucksack und Zelt, von Storlien nach Grövelsjön, macht 180 km. Soweit die Fakten. Was wir dann aber erlebt haben, das hätten wir gewiss nicht erwartet. Tempetaruren um den Gefrierpunkt, Schneefelder über Flüsse, fehlende Brücken, waten durch Matsch und Schlamm. Und plötzlich Sonne, Weite, Glück. Ein echter Roadtrip mit Spannung, Spaß und auch mal Schokolade!
Südlicher Kungsleden – oder war es der Komm-ums-Leben?
Der Flug nach Trondheim in Norwegen bringt uns zu einem ersten kleinen Abenteuer, nämlich unserer ersten Couchsurfing-Erfahrung. (Danke Anna-Maria für das Obdach und die Stadtführung!) Ein letztes Mal ordentlich duschen vor dem Trip: Immerhin 180 km zu Fuß liegen vor uns, geschlafen wird im Zelt im Schlafsack.
Mit dem Zug nach Storlien, damit rüber nach Schweden und hinein ins Abenteuer: Der Zug hält im Nirgendwo in einer dichten Nebelsuppe. Aber endlich geht’s los! Als wir den Einstieg in den südlichen Kungsleden gefunden haben, erwarten uns zunächst matschige Pfade und sumpfige Wiesen, die es zu meistern gilt. Immer bin ich darauf bedacht, höchstens knöcheltief im Wasser zu stehen, denn die Gore-Tex-Schuhe sollen doch bitte trocken bleiben! Das wird im Laufe des zweiten Tages dann auch immer wichtiger, denn die Temperaturen ziehen nochmal an und es ist tagsüber um die 5 Grad, nachts um den Gefrierpunkt.
Wir überqueren die ersten Schneefelder, mit denen wir nun wirklich nicht gerechnet haben. Anfangs werden sie noch fotografiert wie eine Besonderheit, aber als sich die Schneedecke dann fast völlig schließt und der Regen immer stürmischer wird, bin ich meist zu sehr mit Weitergehen beschäftigt, um noch an die Kamera zu denken.
„In welchem Buch kann ich nochmal nachlesen, was ich beachten muss, wenn Schnee über einem Fluss liegt und ich ihn als Brücke nutzen muss? Hoffentlich breche ich nicht weiter als bis zur Hüfte ein und dann auch bitte nicht ins Wasser! Und warum bitteschön geht es immer noch bergauf in diesem hochalpinen Gelände? – Verdammt, Abbiegung verpasst und auf dem falschen Weg!!!“
Diese wirre Gedankenkette kann ich noch rekonstruieren und plötzlich sind wir mit Hagel im Gesicht und pitschnassen Handschuhen fast wieder in Norwegen. Dahin führt nämlich dieser Pfad, leider vom Kungsleden weg, unser eigentlichen Route. Aber ein Umkehren wäre bei dem Wetter für uns nicht möglich, also gedankliche Durchhalteparolen an mich selbst. Miteinander sprechen und dafür anhalten geht nur ganz kurz, da wir immer völlig durchfrieren und es mehrere Minuten dauert, sich wieder wärmer zu laufen.
Der Plan wird flexibel umgestaltet – leider sind die eigentlich kleinen Bäche zum Teil reißende Ströme wegen der Schneeschmelze (im Juli!?). Kommt ein Überweg, ist hoffentlich der Schnee noch dick genug zum Überqueren. Sonst heißt es, am Fluss auf und ab zu laufen, dabei auf die Wasserlachen vom Regen zu achten, und Ausschau halten nach einer möglichen Passage über Steine. Einmal schnallen wir die Rucksäcke ab und werfen sie uns mühevoll zu, immer hoffend, dass sie nicht „wassern“. Das gilt auch für meinen Sprung!
Die Zivilisation war nie so verlockend!
Irgendwann sehen wir dann eine Station (das ist ein ganz einfaches Hotel, hier mit Plumpsklo und Stockbetten) zwischen den Bäumen. Ich kann mein Glück gar nicht fassen – inmitten dieser Einsamkeit, knapp hinter dem Gebirge, aus dem wir gerade kommen, sind ein paar wenige Menschen, ein Haus, ein Dach über dem Kopf! Der Trockenraum ist ziemlich einladend und ich halte mich länger als zum Aufhängen der Sachen nötig darin auf.
Aber in den nächsten Tagen ist noch mehr Flexibilität gefragt… Lies in Teil II, wie der Roadtrip weiter geht!
Welche Erlebnisse hattest du auf dem Kungsleden? Oder hast du den Trip noch vor dir? Ich bin gespannt auf deine Geschichte!
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